Background – Familienmagazine
Haben Familienmagazine noch eine Daseinsberechtigung? Positive Beispiele dafür lassen sich durchaus finden. Der besondere Weg des Zielgruppen-Verlags taco media ist ein möglicher Ansatz.
Das Familienmagazin als Abbild des Zeitgeistes
Familienmagazine geben in mehrfacher Hinsicht gesellschaftliche Entwicklungen wieder. So ist nicht nur die Auswahl der Themen ein Spiegel der Zeit und derer spezifischer Wertvorstellungen, sondern auch die beworbenen oder vorgestellten Produkte geben ein aufschlussreiches Bild des Zeitgeistes.
Als Besonderheit der Familienmagazine lässt sich insbesondere die Abhandlung wiederkehrender Themen bewerten. Gerade bei Themen Kindererziehung, Kinderkrankheiten oder auch schulischen Themen, deren Wiederholung letztendlich unvermeidbar ist, lässt sich die Veränderung des Zugangs gut nachvollziehen.
Überlegungen zu der Entwicklungen von Familienmagazinen wurden auch in der Vergangenheit schon mehrfach angestellt. Bemerkenswert dazu beispielsweise die Hochschulschrift (Magisterarbeit) von Tabea Husa mit dem Titel Familienzeitschriften im Wandel der Zeit. Die Arbeit greift dabei weiter zurück und analysiert vier Familienzeitschriften beginnend schon mit den fünfziger Jahren. Inwieweit Familienmagazine prägend für ihre Zeit wirken ist durchaus fraglich. Es kristallisiert sich aber klar heraus dass, sie zweifellos ein Spiegel ihrer Zeit sind und lässt sich auch Entstehen neuer Segmente gut nachvollziehen.
Einen neuen Aspekt brachten ab den Zweitausender Jahren Mütter-Magazine in die Diskussion ein. Plötzlich stand nicht mehr ein traditioneller, möglicherweise etwas bieder anmutender Familienbegriff im Mittelpunkt, sondern man wandte sich bewusst an die Mutter als eigenständige Person – mit ganz persönlichen Sichtweisen und auch Bedürfnissen. Eine Zugang, der bisher in einem klassischen Eltern-Magazin kaum zu finden war. Ausgehend vom amerikanischen und auch skandinavischen Sprachraum setzte sich dieser Trend auch ab 2011 in Österreich fort. So launchte die taco media gmbh als erster österreichischer Verlag das Müttermagazin NEW MOM. Mit der Übernahme des klassischen Familien-Magazins all4family im Jahr 2018 zeigte sich innerhalb desselben Verlags die inhaltlich sehr unterschiedliche Ausgestaltung des Zugangs zum Thema Familie.
Letztendlich reflektieren die differenzierten Zugangsweisen die sich verändernde Interessenslage einer Familie über verschiedene Entwicklungsphasen hinweg. Schwangerschaft und Babyphase sind vor allem durch eine sehr hohe Unsicherheit gekennzeichnet. Man ist mit vielen neuen Fragestellungen konfrontiert und dementsprechende ergibt sich daraus auch ein erhöhtes Informationsbedürfnis. Nachdem dieses Informationsbedürfnis traditionellerweise den Müttern zugeordnet wurde, ergaben sich daraus auch Ausrichtung und Inhalte der Müttermagazine. Im Vergleich dazu müssen sich Familienmagazine wesentlich mehr der Herausforderung stellen, die gesamte Bandbreite des Familienlebens abzudecken. Das formale und inhaltliche Ergebnis war nun, dass sich Müttermagazine verstärkt der frühen Phase widmeten und hier auch wesentlich mehr in die Tiefe gingen, als dies den eher breit aufgestellten Familienmagazinen möglich war, die diesen Spagat zwischen inhaltlicher Tiefe und Themenbreite zu meistern hatten.